Gesundheit geht durch den Magen

„Ich war am Wochenende bei einem ganz tollen Brunch!“. „Was willst du heute zu Mittag essen?“. „Heute Abend gehe ich in mein Lieblingslokal, ich freu mich schon so!“. Nahrung spielt für uns mittlerweile nicht nur aus biologischer Sicht eine wichtige Rolle, sondern hat auch eine kulturell große Bedeutung in unserem Leben eingenommen. Das, worüber wir mit anderen sprechen, beschränkt sich jedoch in den meisten Fällen lediglich auf die Nahrungsaufnahme selbst. Was nach dem Essen passiert, damit beschäftigen wir uns selten - zumindest solange alles rund läuft. Sollten wir aber, und das am besten bevor uns Symptome wie Sodbrennen, Aufstoßen, ein Blähbauch, Blähungen, Durchfall oder Verstopfung plagen.

Die Auslöser für diese Beschwerden können vielfältig und sehr unterschiedlich sein: von einer ungünstigen Lebensmittelauswahl über Nahrungsmittelunverträglichkeiten und -allergien, bis hin zum Essverhalten, Stress und medizinischen Ursachen können sich viele Faktoren auf unsere Darmgesundheit – und damit auf unser Wohlbefinden – auswirken.

Warum ist ein gesunder Magen-Darm-Trakt so wichtig?

Unser Verdauungstrakt erfüllt viele wichtige Funktionen. Er zerkleinert das, was wir gegessen haben, knetet unsere Nahrung gründlich durch, sodass die darin enthaltenen Nährstoffe in den Blutkreislauf aufgenommen werden, und garantiert dadurch eine ausreichende Energie- und Nährstoffversorgung unseres Körpers. Darüber hinaus ist der Darm ein wichtiges Ausscheidungsorgan, und trägt wesentlich zur Immunabwehr bei – immerhin befinden sich rund 70 Prozent unserer Immunzellen im Darm.

Frau hält die Hände vor den Bauch.

Die Auswahl, Zusammensetzung und Zubereitungsart unserer Nahrung hat einen großen Einfluss darauf, wie sehr und wie gut die Verdauungsprozesse ablaufen. Eine angenehme Sättigung statt Hunger oder Völlegefühl, eine „ruhige“ Verdauung statt Rumoren und Blähungen, ein regelmäßiger, optimalerweise täglicher Stuhlgang statt Verstopfung oder Durchfall, die optimale Stuhlkonsistenz statt zu hartem oder flüssigem Stuhl – die Entscheidung, was wir essen, beeinflusst all diese Bereiche, und damit wiederum unser körperliches Wohlbefinden. Wie die wissenschaftliche Forschung der letzten Jahre zeigt, hat unsere Darmflora – auch bekannt als Mikrobiom, also jene Bakterien, Pilze und Einzeller, die unseren Dickdarm besiedeln – nicht nur direkten Einfluss auf unsere Darmgesundheit, sondern auch auf Körper und Psyche. Die gute Nachricht: Wir können die Zusammensetzung unserer Darmflora durch die Auswahl bestimmter Lebensmittel günstig beeinflussen, und somit aktiv etwas für unsere Gesundheit tun.

So können Sie Ihre Darmgesundheit verbessern

  • Gut gekaut ist halb verdaut: Durch unseren oft stressigen und zeitintensiven Alltag nehmen wir uns immer weniger Zeit, unsere Mahlzeiten zu verzehren. Versuchen Sie doch mal, diesem schnelllebigen Trend bewusst entgegenzusteuern: sehen Sie Essen nicht nur als reine, notwendige Nahrungsaufnahme, sondern genießen Sie es in Ruhe und in Gesellschaft. Für eine normale Hauptmahlzeit sollten Sie sich mindestens 15-20 Minuten Zeit nehmen, und jeden Bissen – je nach Konsistenz – rund 15-30 Mal kauen. Tischgespräche und das kurzzeitige Ablegen des Bestecks, zum Beispiel um etwas zu trinken, können die Mahlzeit verlängern und Ihnen dabei helfen, frühzeitiger zu erkennen, dass Sie eigentlich schon satt sind.
  • Völlegefühl vorbeugen: Die empfohlene Dauer für das Verzehren einer Hauptmahlzeit ist nicht willkürlich gewählt. Es dauert nämlich rund 15-20 Minuten, bis unsere Verdauungssensoren erkannt haben, dass wir genug gegessen haben, und bis dieses Signal schließlich im Gehirn ankommt. Machen Sie daher nach der ersten Portion bewusst eine Viertelstunde Pause. Danach können Sie besser einschätzen, ob Sie wirklich noch Hunger haben oder vielleicht doch schon satt sind.
  • Mikrobiom füttern: Ballaststoffe können als unverdauliche Nahrungsbestandteile nicht ins Blut aufgenommen werden und verbleiben somit im Verdauungstrakt. Im Dickdarm werden sie von der Darmflora verstoffwechselt und dienen den dort ansässigen Bakterien als Nahrung. Ballaststoffe sorgen auch für einen rascheren Stuhlgang und eine weichere Stuhlkonsistenz. Zu den ballaststoffreichen Lebensmitteln zählen Vollkornprodukte (z.B. Vollkornbrot, -reis, -nudeln), Obst und Gemüse (wenn möglich mit Schale essen), Erdäpfel mit Schale, Hülsenfrüchte (z.B. Linsen, Bohnen, Erbsen), sowie Samen und Kerne (z.B. Lein-, Hanfsamen, Sonnenblumenkerne).
  • Schlaf & Bewegung: Achten Sie darauf, Ihre letzte Mahlzeit gut drei bis fünf Stunden vor dem Schlafengehen zu sich zu nehmen. Dadurch geben Sie Ihrem Darm Zeit, in Ruhe mit der Verdauung zu beginnen. Ausreichend Bewegung, am besten täglich, hilft dabei, Ihre Verdauung in Schwung zu bringen.
  • Hinterfragen Sie auffällige Ernährungsempfehlungen: Im Internet und in Zeitschriften finden sich leider viele halbwahre Informationen zum Thema Ernährung. Pauschalempfehlungen, beispielsweise für eine gluten- oder laktosefreie Ernährung, liefern vielen Menschen oft keinen Mehrwert und können im schlimmsten Fall sogar mehr Schaden anrichten als sie nützen. Sofern Sie daher keine medizinische Diagnose erhalten, auf Basis derer Ihnen gewisse Ernährungsmaßnahmen empfohlen werden, sollten Sie Ihre Ernährung nur auf bloßen Verdacht nicht zu stark einschränken. Bei Beschwerden werden Sie vom Ärzteteam und den Ernährungsexpert*innen des Gesundheitszentrums für Selbständige unterstützt.
  • Sprechen Sie mit Expert*innen: Ein gesundes Essverhalten und eine ausgewogene Ernährung sind wichtige Grundvoraussetzungen für Ihre Gesundheit, Ihr Wohlbefinden und Ihre Leistungsfähigkeit. Vereinbaren Sie eine kostenlose Ernährungsberatung im Gesundheitszentrum für Selbständige, um Ihre Darmgesundheit zu stärken und zu fördern.
  • Sorgen Sie vor: Wussten Sie, dass 38% aller gesunden Menschen Polypen im Darm haben? Während ein Großteil davon harmlos ist, stellt rund ein Fünftel – die sogenannten Adenome – eine Vorstufe von Darmkrebs dar. Die gute Nachricht: Mittels Präventivuntersuchungen wie der Darmspiegelung sind diese Adenome gut zu erkennen, und können sogar direkt während der Untersuchung entfernt werden. Die Darmspiegelung spielt somit insbesondere zur Früherkennung von Dickdarmkrebs eine wichtige Rolle. Ab dem 50. Lebensjahr wird ihre Durchführung im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung empfohlen.

Sollten Sie von Verdauungsbeschwerden betroffen sein, so helfen wir Ihnen gerne bei der Ursachenfindung und -behebung, unter anderem mittels endoskopischer Untersuchungen, die direkt im Gesundheitszentrum durchgeführt werden. Nach einer medizinischen und diätologischen Abklärung besprechen und planen wir gemeinsam mit Ihnen eine individuell auf Ihre Bedürfnisse abgestimmte und für Sie verträgliche Ernährung. Das Sprichwort „Du bist, was du isst“, kommt schließlich nicht von ungefähr.

Andreas Patek, Diätologe im Gesundheitszentrum für Selbständige

Terminvereinbarung - so funktioniert's

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