Schmerzen vorsorglich vermeiden

Heben, Tragen, langes Stehen und häufiges Bücken - wer seinen Körper täglich stark beansprucht, spürt oft schon nach kurzer Zeit die ersten Beschwerden. Gerade bei landwirtschaftlichen Arbeiten wird der Bewegungs- und Stützapparat immens beansprucht. Kein Wunder, dass rund 57% der Landwirt*innen über Schmerzen klagen. Diese betreffen oft Rücken, Muskulatur und Gelenke. Eine frühzeitige Vorsorge und geeignete Schutzmaßnahmen können helfen, diesen Beschwerden vorzubeugen.

Körperliche Belastungen als Risikofaktoren

Ob große Hitze oder bittere Kälte – die folgenden Belastungen gehören in der Landwirtschaft ganzjährig zum Arbeitsalltag:

Heben und Tragen

Beim Heben und Tragen ist es wichtig, das Gewicht gut zu verteilen und nicht einseitig auf einer Körperseite zu tragen. Vermeiden Sie es, zu schwere Gegenstände zu heben bzw. zu tragen, setzen Sie entsprechende Hebe- und Tragehilfen ein oder lassen Sie sich von anderen Personen helfen. Achten Sie darauf, rückenfreundlich zu heben, das heißt mit geradem Rücken, aufrechtem Oberkörper und unter Einsatz der Rumpf- und Beinmuskulatur. Vermeiden Sie es, ein Hohlkreuz zu machen und verdrehen Sie den Oberkörper nie mit angehobener Last. Halten Sie regelmäßige Pausen ein, und machen Sie zwischen den Tätigkeiten Dehn- und Entspannungsübungen.

Arzt ertastet bei Patient Schmerzen im unteren Rücken.

TIPP: Wenden Sie sich bei Beschwerden an Hüfte, Knie, Schulter, Fuß, Muskeln, Sehnen, Knochen und der Wirbelsäule an die Orthopäd*innen im Gesundheitszentrum für Selbständige.

Langes Stehen

Wer täglich mehr als zwei Drittel der Arbeitszeit im Stehen verbringt, ist einer erhöhten Stehbelastung ausgesetzt – mit erheblichen Folgen für die körperliche Gesundheit:

Herz-/Kreislaufsystem: Langes Stehen belastet das Herz-/Kreislaufsystem. Durch die Schwerkraft sammeln sich die Körperflüssigkeiten im Unterkörper. Dadurch steigt der Druck in den Gefäßen. In Folge kann es zu Blutdruckschwankungen, Wasseransammlungen in den Beinen (Ödemen), Blutgerinnseln (Thrombosen), entzündlichen Venenerkrankungen und Herzproblemen (Herzklappeninsuffizienz) kommen. Wechseln Sie daher so oft wie möglich zwischen Sitzen, Stehen und Bewegung.

TIPP: Lassen Sie sich bei der jährlichen Gesundenuntersuchung von Kopf bis Fuß durchchecken. Dadurch können Gesundheitsprobleme, z.B. am Herz oder Bluthochdruck, früh erkannt und behandelt werden.

Muskulatur: Langes Stehen belastet die Muskulatur stark. Es kann zu Durchblutungsstörungen und einer Unterversorgung der Muskeln kommen. Die Folge sind Krämpfe, Ermüdungserscheinungen und sogar anatomische Veränderungen.

Skelett: Langes Stehen beansprucht Wirbelsäule, Hüft- und Kniegelenke. Eine zusätzliche schlechte Körperhaltung kann die Bewegungsfreiheit einschränken. Folgen können ein Hohlkreuz, Gelenkschmerzen und der typische „Buckel“ sein. Vorbeugend sollten Sie beim Stehen die Knie nie ganz durchdrücken, sondern einen bequemen Stand einnehmen. Verlagern Sie abwechselnd das Gewicht vom linken aufs rechte Bein. Stellen Sie ein Bein erhöht ab, das sorgt für eine gewisse Entlastung. Halten Sie Pausen ein, die Sie am besten im Sitzen verbringen.

TIPP: Übergewicht belastet den Rücken zusätzlich stark und verursacht oft Rückenschmerzen. Eine gesunde Ernährung kann helfen, Beschwerden des Bewegungs- und Stützapparates vorzubeugen. Unsere Ernährungsberater*innen beraten Sie gerne zum Thema Ernährung und helfen Ihnen am Weg in ein leichteres Leben.

Vibrationen

Ein oft unterschätztes Risiko für Erkrankungen an Muskulatur und Skelett sind Vibrationen. Wenn Sie viel Zeit am Traktor verbringen, sind Sie diesen Ganzkörpervibrationen ausgesetzt. Die Vibrationen belasten die Wirbelsäule enorm, insbesondere die Lendenwirbel. Nicht selten kommt es zu Bandscheibenvorfällen. Durch die Vibrationen werden die Muskeln permanent ungewollt angespannt, was zu Kreuzschmerzen, Rückenverspannungen und Hexenschuss führen kann. Sogar die inneren Organe und das zentrale Nervensystem werden durch Ganzkörpervibrationen beeinträchtigt. Die wichtigste Schutzmaßnahme ist die richtige Ausstattung, z.B. möglichst vibrationsarme Geräte. Empfohlen werden außerdem ergonomisch günstige Sitze, die sich individuell auf die fahrende Person einstellen lassen.

TIPP: Unsere Ergotherapeut*innen beraten Sie gerne rund um das Thema ergonomisches Arbeiten.

Ungünstige Körperhaltungen & wiederholende Bewegungen

Gerade Pflanzen und Ernten sind mit Hand-, Arm- und Schulterbewegungen verbunden, die sich häufig wiederholen. Oft führt man diese Arbeiten auch in einer ungünstigen Körperhaltung durch. Das Risiko von Erkrankungen der Gelenke, Sehnen, Schleimbeutel und Nerven steigt. Planen Sie Erholungsphasen ein, und wechseln Sie häufig die Position bzw. machen Sie zwischendurch überhaupt eine andere Arbeit.

TIPP: Unsere Physiotherapeut*innen helfen Ihnen dabei, Ihre körperliche Leistungsfähigkeit möglichst lange zu erhalten bzw. nach Erkrankungen wiederherzustellen. Besonders flexibel bleiben Sie mit unseren digital unterstützen Angeboten – fragen Sie uns danach!

Lärmbelastungen

Wer oft mit lauten Maschinen arbeitet, für den fühlt es sich subjektiv gerne so an, als hätte man sich an den Lärm gewöhnt. Das stimmt aber nicht, denn Lärm belastet Körper und Psyche enorm. Schon ab 65 db(A) spricht man von gesundheitlichem Lärmstress, wiederkehrender Lärm ab 85 db(A) schädigt direkt das Gehör. Zum Vergleich: Eine Motorkettensäge verursacht ca. 115 db(A), eine Kreissäge 109db(A). Lärm hat nicht nur unheilbare Folgen für das Gehör – von Schwerhörigkeit bis Taubheit – sondern wirkt sich auch auf den Blutdruck, die Herzfrequenz, den Schlaf und die Konzentration aus, verursacht Stress, erhöht das Herzinfarktrisiko und das Risiko, eine Depression zu entwickeln. Vermindern Sie daher Lärmbelastungen, wann immer es geht. Tragen Sie immer einen Gehörschutz und achten Sie beim Kauf von Geräten und Maschinen bewusst auf die Emissionswerteangaben des Herstellers.

TIPP: Im Rahmen der Vorsorge können Sie im Gesundheitszentrum für Selbständige einen Hörtest durchführen lassen. Bei Hörstörungen können Sie sich an unsere HNO-Ärzt*innen wenden.

Psychische Belastungen

Was viele nicht wissen: psychische Belastungen können sich auch auf den Bewegungs- und Stützapparat auswirken, indem sie z.B. Verspannungen auslösen. Zu den psychischen Risikofaktoren zählen u.a. Zeitdruck, eine zu hohe Arbeitsbelastung bei zu wenig Personal, familiäre und agrarpolitische Probleme sowie Existenzängste, die gerade in Krisenzeiten enorm belasten können.

TIPP: Während man bei körperlichen Beschwerden noch eher medizinische Hilfe sucht, meinen viele leider immer noch, dass sie psychische Probleme alleine überwinden müssen. Wir möchten Sie gerne vom Gegenteil überzeugen. Unsere einfühlsamen Psychologinnen helfen Ihnen dabei, die Herausforderungen des Alltags zu meistern. Sie müssen dafür nicht einmal zum Telefonhörer greifen: Buchen Sie Ihren Termin ganz einfach online. Entscheiden Sie selbst, ob Sie sich vor Ort beraten lassen möchten, oder das Beratungsgespräch flexibel und diskret via Telefon oder Video führen wollen.

Gerade im landwirtschaftlichen Bereich ist der Arbeitsalltag stark abhängig von Ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit. Wie immer gilt daher auch hier: Vorbeugen ist besser als leiden, und jedenfalls kostengünstiger als heilen. Machen Sie sich daher schon früh Gedanken über Ihre persönliche und berufliche Gesundheitsvorsorge, und setzen Sie entsprechende Maßnahmen, um Schmerzen gar nicht erst entstehen zu lassen.

Ihre Vorteile im Gesundheitszentrum für Selbständige

Von der kostenlosen Vorsorgeuntersuchung inkl. Magen-/Darmspiegelung über viele Fachärzt*innen unterschiedlichster Disziplinen bis hin zu ambulanten Therapien und Rehabilitation finden Sie im Gesundheitszentrum für Selbständige alles unter einem Dach für Ihre Gesundheit. Für maximale Flexibilität sorgen unsere digital unterstützten Angebote von Bluthochdruck-Monitoring bis hin zur Stressprävention. Als SVS-Versicherte*r profitieren Sie von einem kostenlosen Facharzttermin pro Jahr, wenn Sie Ihre jährliche Gesundenuntersuchung im Gesundheitszentrum machen.

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